Geißbocktradition Lambrecht Deidesheim

    Geißbocktradition Deidesheim – Lambrecht

    Jedes Jahr, am Dienstag nach der Pfingst, liefert die Stadt Lambrecht einen Geißbock an die Stadt Deidesheim.

    Dieser Geißbock ist der Tribut für ein uraltes Weiderecht, um das Lambrechter Rindvieh im Deidesheimer Hinterwald
    weiden zu lassen, welches 1404 erstmals erwähnt wurde.

    Die Beschaffenheit des zu liefernden Geißbockes wird 1685 in einem Zitat beschrieben als
    „bene cornutus et bene capabilis – gut gehörnt und zur Zucht geeignet -“

    Langjährige Waldstreitigkeiten ab 1770 wurden durch einen Vertrag beendet, welchen Napoleon I am 28. Nov.
    1808 im Feldlager zu Aranda in Nordspanien ratifizierte. Das Vertragswerk gestand der Gemeinde St. Lambrecht die
    Rinderweide als Dienstbarkeit zu. Auch in diesem Vertrag wird der Geißbock beschrieben als
    „un bouc bien cornu et bien capable“.

    In früher Zeit führte der jüngste Lambrechter Bürger, später der Ziegenhirte den Bock nach Deidesheim. Seit 1934
    wird der Ziegenhirte vom jüngsten Lambrechter Brautpaar begleitet und seit 1977 wandern mehrere hundert
    Begleiter mit dem „Geißbockmarsch“ um 5:30 Uhr, am Pfingstdienstag von Lambrecht durch den Wald nach
    Deidesheim.
    Beauftragt mit der Überbringung des Geißbocks an die Stadt Deidesheim wird das jüngste Brautpaar durch den
    Lambrechter Bürgermeister, im Rahmen eines Heimatabends bzw. der Geißbockfestspiele.

    Musste man in früheren Zeiten vor Sonnenaufgang in Deidesheim sein, wird der Bock heute vom Deidesheimer
    Stadtrat und den Deidesheimer Kindern um 10:00 Uhr an der südlichen Stadtgrenze erwartet und zum Rathaus
    geleitet.
    In einer Spielszene am Rathaus der Stadt Deidesheim überprüft das „Stadtgericht“ die geforderten
    Eigenschaften des gelieferten Bocks. Die Mitwanderer des Geißbockmarsches können sich anschließend im
    eigens umbenannten „Lambrechter Hof“ mit Wein und Käsebrot stärken.

    Nach dem Nachmittagsprogramm des „Geißbockfestes“ in Deidesheim findet die Versteigerung des Bockes von 17:45 bis 18:00 Uhr statt. Den Zuschlag erhält das Höchstgebot beim letzten Glockenschlag der katholischen Kirche.

    Das den Bock begleitende Brautpaar und der „Stadtbüttel“ werden mit Wein und Käsebrot entlohnt.

    Nach einer 1966 getroffenen Vereinbarung erstattet die Stadt Deidesheim der Stadt Lambrecht den Beschaffungspreis des Bockes in Edelwein.

    Die Geißbockversteigerung, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem gut besuchten „Geißbockfest“
    entwickelt hatte, nutzte Deidesheim seit den 1920er Jahren geschickt zu Werbezwecken.

    Auch Lambrecht setzte ab Anfang 1933 die Geißbockversteigerung als werbende Kraft für touristische Zwecke ein
    und führte am Pfingstmontag erstmals das Lustspiel „Der Geißbockstreit“ des Lambrechters Ernst Schäfer auf.
    Dieser erweiterte es 1934 zu den Geißbockfestspielen, welche zunächst jährlich aufgeführt wurden und nach der
    Unterbrechung durch die Kriegs- und Nachkriegszeit alle 5 Jahre wiederholt werden.

    Die Geißbocklieferung selbst wurde im Laufe der Jahrhunderte trotz verschiedener Kriege und einiger Streitigkeiten nie unterbrochen. Selbst die Amerikaner erlaubten die Lieferung 1945 und die französische Besatzung
    legte in den folgenden Jahren sogar Wert auf eine festliche Durchführung der Versteigerung.

    So wird mit Stolz jährlich an Pfingsten eine weit zurückreichende Tradition gefeiert.

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